5 Fragen an... Helmut Zechner
1. Sie sind in fünfter Generation Geschäftsführer des Familienunternehmens Heyn. Wie sind Sie in das Unternehmen „hineingewachsen“ und was zeichnet es aus Ihrer Sicht besonders aus?
Die ausreichende Schilderung des Hineinwachsens würde den Rahmen dieses Formats deutlich sprengen, daher nur Folgendes dazu: Wenn man letztlich seine drei Hobbys „Lesen“, „Musik“ und „Kochen“ in einem Beruf gut vereinen kann, fällt das Hineinwachsen nicht schwer. Das viele „AufderBühnestehen" in meinen wilden Jahren als Musiker in Wien und Deutschland machte es mir jedenfalls leichter, auch beruflich die Bühne nicht zu scheuen. Das Schwierigste war wohl das Zurückkommen nach Jahren des Großstadtlebens in eine doch vergleichsweise kleine Stadt wie Klagenfurt. Die Buchhandlung HEYN per se zeichnet sich durch ein hohes Maß an emotionaler Kundenbindung, durch Innovation, aber auch durch Tradition aus. Aber am meisten zeichnet sich unsere Buchhandlung durch unsere Mitarbeiter:innen aus.
2. Einerseits ist derzeit die wirtschaftliche Situation für österreichische Buchhandlungen nach den höheren Verkaufszahlen während der Pandemie mitunter schwierig, andererseits gibt es vor allem bei der jungen Leserschaft erfreulicherweise wieder einen Trend zum Buch, ausgelöst v.a. durch die sozialen Medien wie Instagram und TikTok. Wie sehen Sie die Zukunft klassischer Buchhandlungen?
Tatsächlich ist die Situation derzeit sehr herausfordernd. Extrem gestiegene Lohnkosten von 18% in nur 2 Jahren sowie auch alle anderen Kostensteigerungen in Kombination mit einem nur leicht steigenden Umsatz sind eine toxische Mischung. Besonders erschwerend ist, dass die Buchpreise seit 30 Jahren nicht einmal ansatzweise der Inflation angepasst wurden. 1989 kostete ein Roman rund 22.- Euro, heute rund 27.-. Aber es müssten eigentlich 37.- Euro sein, wenn man nur die Inflationsentwicklung dieses Zeitraums abfedern will. So gesehen entscheidet genaues Kalkulieren und ein extremes Kostenmanagement über Gedeih oder Verderb einer Buchhandlung - das ist in dieser Dimension für die meisten Buchhandlungen völliges Neuland. Die andere Seite ist der Markt per se: Da bin ich etwas optimistischer, denn tatsächlich haben die Genres New Adult/Young Adult und die Social Media Plattformen unerwarteter Weise Bücher und Literatur für eine bereits verloren geglaubte Altersgruppe wieder attraktiv gemacht. Grundsätzlich wird unser Markt trotzdem nicht mehr groß wachsen, sondern wohl eher schrumpfen. Das hat demographische Gründe, aber auch veränderte Konsum- und Freizeitgewohnheiten fordern da ihren Tribut. Eine gut geführte und engagierte Buchhandlung wird aber trotzdem auch in Zukunft noch ihre Kundschaft haben können.
3. Seit voriges Jahr sind Sie neuer Fachgruppenobmann für Buch- und Medienwirtschaft in Kärnten. Was sind Ihre konkreten Aufgaben bzw. Ziele in dieser Funktion?
Der Erhalt des österr. Buchpreisbindungsgesetzes ist uns ein Anliegen, genauso wie die langfristige Absicherung der Schulbuchverträge mit der Republik Österreich, ohne die die meisten Buchhandlungen nicht überleben könnten. Auch wollen wir die Vorteile von gedruckten Lehrbüchern für die pädagogische und kulturelle Entwicklung der Kinder, aber auch für die finanzielle Situation der Eltern, den Entscheidungsträger:innen weiter nahe bringen. Leider gibt die aktuelle Budgetsituation wenig Anlass zu Optimismus, trotzdem halten wir Buchhändler:innen an der Forderung nach eine Reduzierung des MwSt.-Satzes für Bücher auf maximal 5% weiterhin fest. Und natürlich beschäftigen auch uns die Lohnnebenkosten, für deren Senkung ich mich nachdrücklich ausspreche.
4. Vor zwei Jahren wurden Sie bei einer Kampagne der Wirtschaftskammer zum „Best Boss“ gewählt. Wie pflegen Sie den Umgang mit Mitarbeitern und was ist Ihnen für ein gutes Betriebsklima wichtig?
Eine offene Kommunikation und ein amikaler Umgang, ohne dabei auf Verbindlichkeit zu verzichten, sind mir sehr wichtig. Besonders die Erkenntnis, dass nicht ich alleine die Buchhandlung betreiben kann, sondern wie in einem Orchester der Dirigent nicht ohne die Musiker (und umgekehrt) kann, trägt hoffentlich viel zu einem guten Arbeitsklima bei. Ansonsten kochen meine Frau und ich nicht nur unsere Kund:innen „ein“ (Literarisches Dinner etc.) sondern wir offerieren auch immer wieder unseren „HEYNis“ Selbstgekochtes und sitzen bei Bier, Wein und Saft beieinander. Betriebsausflüge und Hilfe, wenn es Mitarbeiter:innen einmal nicht so gut geht, stärken das Miteinander. Und last but not least begegnen meine Mitarbeiter:innen mir als Chef, der stets etwas chaotisch, aber dafür kreativ, ideenreich und auch fordernd arbeitet, mit der nötigen Unterstützung und Toleranz - das weiß ich sehr zu schätzen.
5. Abschließend: Welchem Buchgenre können Sie am ehesten nicht widerstehen, welches Werk ist ihr „All-Time-Favourite“ und derzeit liegt welches Buch am Nachtkästchen?
Ich liebe gehobene Unterhaltungsliteratur! Mein „All-Time-Favourite“ ist Haruki Murakamis "Hard Boiled Wonderland oder das Ende der Welt“ und derzeit liegt am Nachtkästchen „Für Polina“ von Takis Würger (der trotz seines direktgehend beunruhigenden Namens großartige Bücher schreibt).