5 Fragen an... Ernst Peter Prokop

Fotograf.

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Mit dieser Rolleiflex-Kamera seines Vaters begann die Karriere von Ernst Peter Prokop. Foto: Ingo Polanz

1.    Sie kennen viele Künstlerpersönlichkeiten und haben unzählige ikonische Momente mit Ihren Werken für die Ewigkeit festgehalten, sei es von Christine Lavant, Kiki Kogelnik, Valentin Oman, Gert Jonke oder Louis Armstrong. Wie wählen Sie beim Fotografieren mit Menschen - sofern möglich - das Setting, damit die Fotos zwanglos und so natürlich wie möglich aufgenommen werden bzw. würden Sie uns kurz erläutern, was für Sie bei einem Fotoshooting generell von zentraler Bedeutung ist?  
Das Beste ist immer noch das Überraschungsmoment… wenn man als Fotograf selbst „Regie“ führt ist das Motiv oft nicht wirklich frei, sondern agiert so wie man es aufdrängt. Ablenkungen sind ebenfalls ein gutes Mittel für natürliche Fotos – so wie dies bei Lavant der Fall war. Damals waren drei Germanistik-Studenten aus Deutschland vor Ort, die mit ihr hochgeistige Gespräche geführt haben. Für die Fotos stand der Lampenschirm genau an der richtigen Stelle, sie war abgelenkt und fühlte sich gänzlich unbeobachtet. Bei anderen Momenten muss man wiederum eingreifen bzw. ist es zwischendurch besser, wenn eine andere Person Regie führt und man sich selbst auf die Fotos konzentrieren kann. Eine positive Atmosphäre und eine gute Gesprächsbasis sind generell hilfreich. Das Grundlegendste ist für mich jedoch eindeutig das Licht. Bei Porträts ist auch der Hintergrund wesentlich, denn dieser darf vom eigentlichen Motiv nicht zu sehr ablenken, er kann ihn aber sehr gut unterstützen. 

2.    Um Objekte sprichwörtlich zum Leben zu erwecken bedienen Sie sich der unterschiedlichsten Methoden, wie z.B. dem „Light-Painting“. Hierbei werden Gegenstände in einem absolut dunklen Raum partiell beleuchtet, wodurch sie eine eigene Ästhetik mit Räumlichkeit und Tiefe entwickeln. Was fasziniert Sie an dieser Technik? 
Das Light-Painting bezeichnete man früher auch als „Wanderlicht“ und wurde z.B. beim Fotografieren von Bergwerken eingesetzt. Wenn man in einem dunklen Stollen eine Lampe aufstellen würde, wäre diese am Foto zu sehen. Deshalb montierte man die Kamera auf einem Stativ mit offenem Verschluss und „malte“ den Stollen mit dem Licht einer Lampe ab, bis alles einmal abgeleuchtet war. Aaron Jones wurde seinerzeit bekannt weil er damit u.a. Motorräder mit Lichteffekten versehen hat, die es so nicht gab. Bei ihm besuchte ich in Santa Fe übrigens einen interessanten Workshop. Heute macht er u.a. Filme mit genau dieser Technik. Ich finde die schier unendlichen Möglichkeiten faszinierend, mit denen man die Fotomotive auf eine spezielle Art zum Leben erwecken kann. Sie erhalten so eine eigene Ästhetik.

3.    Sehen Sie in der aufstrebenden Künstlichen Intelligenz, die aus einem riesigen Datenpool „neue“ Bilder kreiert, eine Gefahr für die klassische Fotografie?
Ich bin absolut kein Gegner der KI, mit ihr können z.B. Hintergründe hervorragend getauscht werden. Aufgewachsen bin ich zwar mit analogen Techniken, ich war aber der erste Fotograf in Kärnten der ausschließlich digital fotografiert hat. Nachbearbeitungen beim Fotografieren hat es ja immer gegeben, seinerzeit jedoch in der Dunkelkammer. Dort hat man abgewedelt, nachbelichtet, usw. Solange man in die KI eingreifen und das Ergebnis lenken kann, finde ich den Einsatz gerechtfertigt - es ist ein Mittel zum Zweck. Fürchterlich finde ich jegliche Art von einfachen Filtern bei denen die Leute glauben, sie sind jetzt ungemein kreativ nur weil sie einen vorhandenen Filter anwenden. Im Übrigen: Eine wirklich authentische Fotografie gibt es im Grunde ja kaum, denn ein Foto ist immer bedingt durch Ausschnitt, Schärfeverlagerung, Licht, etc. aus dem Bruchteil einer Sekunde.   

4.    2018 erhielten Sie das Ehrenzeichen des Landes Kärnten durch Kulturreferent Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser. Wie würden Sie Ihre Verbindung zu Kärnten bzw. Klagenfurt beschreiben?
In jungen Jahren habe ich in Kärnten als Pressefotograf Fuß gefasst und unheimlich viele Leute kennengelernt, u.a. ist mir ein Treffen mit Bruno Kreisky in bester Erinnerung. Unser Gespräch dauerte über zwei Stunden und hat einen prägenden Eindruck hinterlassen. Was ich schön finde ist, dass sich in Klagenfurt die Galerien und das Theater gut entwickeln und die Kultur auflebt. Auch das Stadtmarketing arbeitet sehr gut. Leider gehen mir persönlich zu viele Leute weg aus Kärnten.

5.    Abschließend: Wie kamen Sie zur Fotografie und welche Projekte haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen? 
Von meinem Vater habe ich seinerzeit eine Rolleiflex-Kamera bekommen, mit der ich auch zum Bergsteigen gegangen bin. Später war ich beim Kameraklub in Klagenfurt und es kamen, zusammen mit einem leider schon verstorbenen Freund, erste Geschäftsinteressen auf. Meine Mutter und meine Tante haben es mir dann ermöglicht, die Graphische in Wien zu besuchen. Auch heute arbeite ich noch ständig an irgendwelchen Projekten, z.B. habe ich unlängst zusammen mit Ernst Gradischnig die Ausstellung „Lavant auf Stein“ - anlässlich des 50. Todestages von Christine Lavant - im Musil-Museum gemacht. Wir haben Porträts der Dichterin in Lithographien interpretiert. Eigentlich gibt es immer wieder Ausstellungen bzw. Bücher, an denen ich arbeite. Derzeit Fotografiere ich z.B. vor allem Blumen als Stillleben und wie immer gilt: Ein gutes Foto entsteht mit einem guten Licht.


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