5 Fragen an... Egyd Gstättner
1. Mitunter aufgrund Ihrer spitzfindigen und sarkastischen Formulierungsgabe sind Sie einer der bekanntesten literarischen Persönlichkeiten unseres Bundeslandes. Würden Sie uns in Grundzügen beschreiben, worauf Sie im Entstehungsprozess eines neuen Werkes bzw. Textes Bedacht nehmen?
Die Gedanken kommen, wo sie wollen, wann sie wollen. Die Ideen kommen, wo sie wollen, wann sie wollen. Das einzige, was ich tun kann, ist, mich nicht dagegen zu wehren, sondern sie sofort detailgetreu festzuhalten, wann sie kommen, wo sie kommen. Am Schreibtisch entsteht so gut wie nichts. Aber alles kommt dort zusammen, wird bearbeitet, gehegt und gepflegt, geformt und gebaut.
2. Haben Sie spezielle „Inspirationsquellen“, wie z.B. Orte, Kulinarik, Menschen, wenn Sie Ihre Gedanken sprichwörtlich zu Papier bringen und wenn ja, welche?
Ein Werk zu schaffen ist die beste Art zu leben. Ich wollte immer spielen – und ich habe gespielt. Ich wollte immer Geschichten erzählen – und ich habe Geschichten erzählt. Ich wollte immer alternative Wirklichkeiten erschaffen und gestalten, und das habe ich in meinen Romanen getan. In meinen Romanen habe ich in den Gang der Geschichte eingegriffen und die Welt umgebaut. Inspiration? Alles inspiriert mich – vor allem aber inspiriert mich mein eigener Wille, mein Eigensinn.
3. Gibt es eine Thematik, die Sie schon länger geistig begleitet aber über die Sie bis jetzt noch nie geschrieben haben und wenn ja, welche?
Ich würde gerne einmal ein Buch über die literarischen Machtverhältnisse in Stadt und Land schreiben. (Übrigens hätte ich - als eine der bekanntesten literarischen Persönlichkeiten unseres Bundeslandes - ganz gerne endlich den Humbert Fink-Literaturpreis der Stadt Klagenfurt (postum habe ich ja nichts mehr davon!) und möchte anschließend in die Jury des Preises für die nächsten Jahre berufen werden, was ich allerdings entrüstet ablehnen würde).
4. Welchen Rat würden Sie Menschen geben, in deren Leben Literatur keine Rolle spielt bzw. welches Ihrer Werke könnten Sie empfehlen, um jemanden zum Lesen zu bewegen?
Den einen oder anderen, die eine oder andere habe ich ja zum Lesen bewegt. Das Geisterschiff befindet sich derzeit in der 5. Auflage, Das Mädchen im See in der 3. Auflage, Ich bin Kaiser und Karl Kraus lernt Dummdeutsch in der 2. Der große Gogo wird gerade nachgedruckt. Was will man mehr?
5. Wenn Sie nie zur Feder gegriffen hätten und kein Schriftsteller geworden wären, sondern stattdessen einen Handwerksberuf erlernt hätten, dann wären Sie heute am ehesten…
Wäre ich kein Schriftsteller, sondern Handwerker geworden, dann wäre ich österreichischer Fußballnationaltormann geworden, das ist ja ein Handwerk im ureigensten Sinn. Da ich aber zu Handwerken aller Art kein besonderes Talent habe, wäre ich, wenn ich kein Schriftsteller geworden wäre, Mittelschulprofessor für Deutsch und Philosophie geworden. Ich bin übrigens Mittelschulprofessor für Deutsch und Philosophie mit Lehramtszeugnis Doktorat und allem Drum und Dran geworden, aber es gab damals vor 35 Jahren keine Jobs. Heute, am Vorabend meiner Mindestpension rennt man Mittelschulprofessoren nach und nimmt sogar Bundesheersoldaten! Ich bin zur falschen Zeit auf die falsche Welt gekommen… Aber wie gesagt: Ich berichtige und berichtige und berichtige.
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