Zwei Jahre Gestaltungsbeirat in Klagenfurt

Der Gestaltungsbeirat, bestehend aus drei renommierten Architekten, berät seit zwei Jahren die Stadt Klagenfurt bei großen und besonderen Bauvorhaben. Eine Bilanz und einen Blick in künftige Projekte wurden bei einem Pressegespräch im Detail vorgestellt.

Die Architekten und Mitglieder des Gestaltungsbeirates Peter Riepl und Peter Lorenz mit Stadtplanungsreferentin Stadträtin Mag. Corinna Smrecnik sowie den Stadtplanungs-Chefs DI Robert Piechl und DI Georg Wald bei der Bilanzpressekonferenz des Gestaltungsbeirates der Stadt Klagenfurt.   Foto: StadtKommunikation/Glinik

Die Architekten und Mitglieder des Gestaltungsbeirates Peter Riepl und Peter Lorenz mit Stadtplanungsreferentin Stadträtin Mag. Corinna Smrecnik sowie den Stadtplanungs-Chefs DI Robert Piechl und DI Georg Wald bei der Bilanzpressekonferenz des Gestaltungsbeirates der Stadt Klagenfurt. Foto: StadtKommunikation/Glinik

Seit Juli 2020 gibt es den Gestaltungsbeirat in Klagenfurt. Die Bedenken waren im Vorfeld groß, dass durch die Installierung eines solchen Beirates künftige Bauvorhaben verzögert oder gar verhindert werden könnten – das genaue Gegenteil ist aber passiert: Bauvorhaben werden rascher und effizienter umgesetzt. Der Beirat, bestehend aus den Architekten Peter Lorenz (Innsbruck, Wien, Triest), Peter Riepl (Linz, Wien) und Aglaée Degros (Graz), hat bisher 35 Projekte in Klagenfurt betreut. Es wurden bewusst Experten gewählt, die nicht aus Kärnten kommen, um so den objektiven Blick von außen gewährleisten zu können.

Welche Aufgaben hat der Gestaltungsbeirat?

Er gibt bei größeren, städtebaulich relevanten Bauvorhaben ein Gutachten (von Großbauvorhaben ab einer Größe von 5.000 m³ Baumasse, bei Gewerbeimmobilien ab 10.000 m³ Baumasse) ab. Die Experten sind in die Vorprüfung, im Bauverfahren sowie im Flächenwidmungs- und Bebauungsverfahren miteingebunden. Bauwerber können den Beirat ebenfalls freiwillig vorab zu Rate ziehen, bei Wettbewerben ist ein Mitglied des Beirates Teil der Jury (eine eigene Befassung im Beirat mit dem Projekt ist in diesem Fall nicht mehr erforderlich).

„Ziel ist es, dass wir darauf achten, dass der besonderer Charme, den Klagenfurt, vor allem die Altstadt, hat, zu erhalten und trotzdem Neues ermöglichen können. Baukultur und Stadtplanung müssen gemeinsam gedacht werden, grüne Flächen müssen wir schützen und trotzdem städtebaulich qualitativ hochwertig und sinnvoll Bauen“, erklärt Stadtplanungsreferentin Mag. Corinna Smrecnik bei der heutigen Pressekonferenz.

Die Geschäftsstelle des Beirates befindet sich in der Abteilung Stadtplanung. „Wir haben mit dem Beirat ein hochkarätiges Gremium an unserer Seite, die uns hervorragende Expertisen zu städtebaulichen Projekten und Bauvorhaben liefern“, so DI Robert Piechl, Leiter der Abteilung Stadtplanung.

Bisher hat der Beirat 35 Projekte in Klagenfurt bearbeitet. Folgende Bauvorhaben wurden u.a. als Jurymitglied bei Wettbewerben begleitet:

    • Wohnen an der Glan
    • Sporthalle Herbertgarten
    • Neu- und Umgestaltung des Campus der Universität Klagenfurt
    • Wohnen am Schloss Ehrenhausen
    • Europan 16
    • ÖSW Auergasse - Mießtalerstraße
    • künftig: Hallenbad Klagenfurt, Gesundheitscampus FH-Kärnten und Raiffeisen Landesbank (St. Veiter Ring)

Überführungen zu Teilbebauungsplänen gab es bei den Projekten…

    • Wohnen an der Glan
    • Seenah Wohnen an der Kohldorfer Straße
    • FSF – Sonnwendgasse
    • Rosentalerstr. 6, ehem. Künstl
    • ÖSW Auergasse - Mießtalerstraße

Aktuell beschäftigt sich der Beirat u.a. mit dem Projekt am Kardinalsplatz 10. „Wir arbeiten hier an einer zeitgenössischen Aufstockung, die eine Tiefgarage mit Verbindung zur Bahnhofstraße beinhaltet. Der Beirat ist auch in die Verwendung der optimalen Materialien eingebunden, alles wird im Detail besprochen“, erklärt DI Georg Wald, stellvertretender Leiter der Abteilung Stadtplanung. Ebenso stehen der Bebauungsplan der Sonnwendgasse und der Ausbau der Universität und des Lakesideparks auf der „To-Do“-Liste des Gestaltungsbeirates. Hier liegt der Fokus auf der Achse Universität, Lakesidepark und der Sportspange Richtung Stadion, die Flächen Richtung Wörthersee werden nicht mehr verbaut. Es soll zudem künftig eine gemischte Stadt geben – d.h. die bisherige funktionale Stadt, also die klare Trennung von Wohnungen, Büros und Einkaufsmöglichkeiten, Gewerbe und Industrie wird so nicht mehr möglich sein.

„Die Zusammenarbeit mit der Abteilung Stadtplanung und den Bauwerbern ist in Klagenfurt auf einem hohen Niveau, das habe ich diesem Ausmaß noch nicht erlebt, die Abteilung besitzt exzellente Fachleute, ein großes Danke für die bisherige Zusammenarbeit“, bedankte Peter Lorenz.

Klagenfurt ist auf einem sehr guten Weg, der letztendlich auch der Wirtschaft und den Menschen zu Gute kommt. Eine hohe Qualität im Städtebau stärkt den Wirtschaftsstandort Klagenfurt nachhaltig, unter Berücksichtigung der Erhaltung der Grünflächen und Verbesserung der Fuß- und Gehwege.

Gestaltungsbeiräte in Österreich

In ganz Österreich gibt es derzeit 86 Gestaltungsbeiräte. Die Idee entstand bereits 1983 durch Johannes Voggenhuber im Rahmen der „Architekturreform“. Sie alle haben eine empfehlende Funktion, lediglich in Salzburg haben Entscheidungen des Gestaltungsbeirates auch einen rechtsverbindlichen Charakter.