WWF-Bodenreport: Klagenfurt hat rigorose Kehrtwende bei Widmungspolitik vollzogen

Seit vielen Jahren gelten in der Landeshauptstadt strikte Auflagen gegen Verbauung und Bodenversiegelung. 2023 wurden nur zwei Hektar Land neu gewidmet. Für Parkplätze sind strenge Begrünungsmaßnahmen vorgeschrieben. Bei neuen Projekten, wie beim Umbau des Heiligengeistplatzes, werden große Flächen wieder entsiegelt.

 

Die Landeshauptstadt setzt schon länger Maßnahmen gegen Verbauung und Bodenversiegelung. Foto: SK

Der kürzlich erschienene „WWF-Bodenreport 2024“ sieht eine zunehmende Verbauung Österreichs. Die 15 größten Städte des Landes seien deutlich stärker versiegelt als gedacht. Wie allgemein bekannt, weisen urbane Zentren aber grundsätzlich eine hohe Dichte an Gewerbe- und Handelsflächen sowie an Infrastruktur auf. Daher zieht es auch immer mehr Menschen zum Arbeiten und Wohnen in größere Städte, was Wirtschafts- und Arbeitsplatzstandorte absichert.

Beim Bodenverbrauch in Österreich besteht Handlungsbedarf. Im Kapitel „Ausblick und Vision“ fordert die WWF-Studie daher „im Kampf gegen Verbauung und Versiegelung (…) ein entschlossenes Handeln auf allen politischen Ebenen.“ Für die Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee hält Bürgermeister Christian Scheider dazu fest:

„Dieser Forderungen kommen wir in Klagenfurt in unserem Verantwortungsbereich bereits seit vielen Jahren nach. Wir haben aus falschen Strategien, die weit in der Vergangenheit liegen, aber die kritisierten Verbauungs-Altlasten von heute sind, gelernt. Fakt ist, dass Klagenfurt eine rigorose Kehrtwende in der Widmungspolitik mit strikten Auflagen gegen Verbauung und Versiegelung vollzogen hat. Viele Widmungen aus der Vergangenheit wären heute gar nicht mehr möglich und undenkbar!“
Bürgermeister Christian Scheider

Drei Beispiele veranschaulichen, wie Klagenfurt der Bodenversiegelung auf verschiedenen Ebenen entgegenwirkt. So wurden 2023 nur zwei Hektar neue Wohn- bzw. Gewerbeflächen gewidmet. Davon betrifft ein Hektar die Umnutzung des ehemaligen Hallenbades zu Bauland - Wohngebiet. Das zeigt deutlich, wie streng die Landeshauptstadt mit Neuwidmungen umgeht.

Ein weiteres Beispiel sind die seit zehn Jahren gültigen, strengen Auflagen für neue Bebauungspläne. Sie schreiben unter anderem Begrünungsmaßnahmen von Parkplätzen genau vor: So muss pro sechs Stellplätzen ein großkroniger Laubbaum gepflanzt werden. Jeder Baumstandort ist den Parkplätzen genau zugeordnet und muss nach dem „Schwammstadtprinzip“ angelegt sein.

Das dritte Beispiel, wie Klagenfurt gegen Verbauung und Versiegelung vorgeht, ist der Umbau des Heilgengeistplatzes. Hier kommt es zu einer großflächigen Entsiegelung dieses innerstädtischen Platzes. Der überwiegende Teil der befestigten Platzfläche wird zu einer wasserdurchlässigen Oberfläche rückgebaut. Zusätzlich erfolgen umfangreiche Baumpflanzungen.

Klagenfurt als zentraler Ballungsraum im Alpen-Adria-Raum hat in Sachen Verbauung, Bodenversiegelung und Widmungspolitik bereits seit längerer Zeit den richtigen Weg eingeschlagen. Das belegen auch internationale Auszeichnungen wie die Ernennung zu einer von 100 europäischen Klima-Vorzeigestädten, die Verleihung des „EU-Mission-Label“ für smarte, klimaneutrale Städte sowie die Nominierung für den Titel „Green Capital 2026“. Als einer von drei Finalisten stehen die Chancen gut, dass sich Klagenfurt in zwei Jahren vielleicht sogar Umwelthauptstadt Europas nennen darf.