Klagenfurt peilt Klimaneutralität bis 2030 an
Ende April hat die Europäische Kommission bekanntgegeben, dass Klagenfurt als einziger österreichischer Vertreter eine von 100 Klima-Vorzeigestädten der EU wird. Die Teilnahme an der EU-Mission ,,100 climate-neutral and Smart Cities" ist für die Landeshauptstadt eine besondere Auszeichnung, aber zugleich auch ein besonderer Auftrag. Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen, bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung. Dies betonten Vertreter von Stadtpolitik und Stadtwerken am Mittwoch im Rahmen eines Pressegespräches im Rathaus.
Der Klimawandel ist real. Das belegt auch die Jahresdurchschnittstemperatur, welche in Klagenfurt schon um plus zwei Grad gestiegen ist. Geht es so weiter, erwarten die Bevölkerung der Landeshauptstadt im Jahr 2100 Klimaverhältnisse wie aktuell in Barcelona oder Istanbul. „Daher ist es so wichtig, dass wir bis 2030 219.000 Tonnen CO2 direkt einsparen und weitere 130.000 Tonnen CO2 mit Klimaschutzprojekten im Zentralraum Kärnten kompensieren“, zeichnet Dr. Wolfgang Hafner, Leiter der Abteilung Klima- und Umweltschutz, den Weg zur Klimaneutralität vor.
Die direkte Einsparung von Treibhausgasen soll durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Dekarbonisierung der KMG-Busflotte (55.000 Tonnen CO2)
- Gebäudesanierung im Einflussbereich der Stadt (54.000 Tonnen CO2)
- Substitution von Erdgas zu Grünem Gas (30.000 Tonnen CO2)
- Ausbau des E-Ladenetzwerks und der E-Mobilität (25.000 Tonnen CO2)
- Änderung des Mobilitätsverhaltens hin zu bike- und e-car-sharing (20.000 Tonnen CO2)
- Ausbau des Fernwärmenetzes (15.000 Tonnen CO2)
- Smart City Offensive mit der Klagenfurter Wirtschaft (10.000 Tonnen CO2)
- Projekt „Fernkälte“ (5.000 Tonnen CO2)
- Etablierung der Smart City Zielgebiete (5.000 Tonnen CO2)
Zusätzlich sollen weitere 130.000 Tonnen CO2 mit diesen Maßnahmen kompensiert werden:
- Photovoltaikanlagen bei stadteigenen Objekten (30.000 Tonnen CO2)
- Änderung des Mobilitätsverhaltens im Zentralraum Kärnten (30.000 Tonnen CO2)
- Photovoltaik-Projekte im Zentralraum (30.000 Tonnen CO2)
- Sonstige Klimaprojekte (20.000 Tonnen CO2)
- Klimaprojekte im Zentralraum (14.000 Tonnen CO2)
- Aufbau der Energiespeicher (4.500 Tonnen CO2)
- nachwachsende Rohstoffe wie Holz im Bauwesen (1.000 Tonnen CO2)
- Aufforstung von Freiflächen (500 Tonnen CO2)
Darüber hinaus sind Begleitmaßnahmen wie Schaffung von Grünflächen, Bürgerbeteiligung, Digitalisierung und soziale Innovationen eingeplant.
Als Klima-Vorzeigestadt erhält Klagenfurt in den kommenden Jahren exklusiven Zugang zu speziellen Förderprogrammen auf nationaler und EU-Ebene. Außerdem ergeben sich besondere Möglichkeiten zur Vernetzung und Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Im Juni ist Klagenfurt in Brüssel vertreten, wo den 100 Klimastädten der „Climate City Contract“ vorgestellt wird.
Statements der Stadtpolitik und Stadtwerke
„Wir können nun unsere regionalen Aktivitäten und Bemühungen mit speziellen Förderprogrammen ausbauen. Als Klima-Vorzeigestadt haben wir bessere Möglichkeiten zur gegenseitigen Vernetzung und Austausch von Know how auf einer internationalen Plattform. Der Klimaschutzgedanke reicht in Klagenfurt von allen Abteilungen der Stadt bis hin zu den Stadtwerken und zum öffentlichen Leben. Unser Vorhaben kann nur gelingen, wenn wir alle Menschen auf dem Weg zur Klimaneutralität mitnehmen.“
Bürgermeister Christian Scheider
„Mit der Nominierung zur Klima-Vorzeigestadt endet unser Weg nicht, die große Aufgabe beginnt erst. Hier sind die gesamte Stadtregierung sowie die umliegenden Gemeinden im Zentralraum gefordert, an einem Strang zu ziehen. Sanierungen von städtischen Gebäuden und Wohnungen, der Austausch von Ölheizungen und der Ausstieg von Erdgas sind wesentliche Faktoren hin zur Klimaneutralität.“
Klima- und Umweltschutzreferent Vizebürgermeister Prof. Mag. Alois Dolinar
„Die Stadt und der Verkehr müssen neu gedacht werden. Darauf wollen wir in den nächsten Tagen auch mit einer verkehrsberuhigten Zone in der Bahnhofstraße aufmerksam machen. Wir werden die Digitalisierung weiter vorantreiben und Betriebsansiedelungen sowie Umbauten und Neugestaltungen unserer Abteilung Facility Management nach den Richtlinien zur Klimaneutralität umsetzen.“
Smart City Referent Stadtrat Max Habenicht
„Wir haben eine Verpflichtung, unseren Kindern und nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Stadt zu hinterlassen. Lippenbekenntnisse sind zu wenig, konsequentes Handeln auf allen Ebenen ist jetzt gefordert! Mit der Smart City Strategie und dem Mobilitätsplan haben wir sehr gute Grundlagen geschaffen. Jetzt können wir exklusive Fördertöpfe beanspruchen und müssen gleichzeitig in unserem Budget Prioritäten setzen.“
Finanzreferent Vizebürgermeister Mag. Philipp Liesnig
„Wir achten bei Stadtteil- und Quartiersentwicklungen darauf, dass alle Wege zu Fuß erledigt werden können. Das Motto heißt Stadt der kurzen Wege. Erdgeschoßzonen werden für Gastronomie, Aufenthaltsräume und gemischte Nutzung freigehalten und mit Grünflächen umschlossen. Wichtige Punkte sind auch Fassadenbegrünungen und Freiflächengestaltung mit möglichst vielen neuen Bäumen, um Hitzeinseln zu vermeiden. Die Bodenversiegelung wird hintan gehalten.“
Stadtentwicklungsreferentin Stadträtin Mag. Corinna Smrecnik
„Wir stellen unsere Entsorgungsflotte auf CO2-neutrale Müllwägen um. Bis Ende 2024 überdachen wir die stillgelegte Mülldeponie Hörtendorf mit einer riesigen Photovoltaik Anlage. Diese kann dann rund 5.000 Klagenfurter Haushalte mit sauberem Sonnenstrom versorgen. Der Öffentliche Verkehr wird attraktiver gestaltet mit einer Ausweitung des 10-Minuten-Taktes auf weitere Linien. Nach Möglichkeit sollen auch Bushaltestellen in Zukunft begrünt und mit Solarpanelen ausgestattet werden.“
ÖPNV- und Entsorgungsreferentin Stadträtin Sandra Wassermann
„Die Stadtwerke sind ein wichtiger Teil der Smart City Strategie und werden als Partner der Stadt viele der kommenden Projekte umsetzen. Die Nominierung zur Klima-Vorzeigestadt wirkt wie ein Beschleunigungsprogramm für die bereits gestartete Smart City Strategie. Wir wollen rasch den Wechsel von Erdgas auf Fernwärme bzw. Biogas schaffen und Batteriespeicher zur Unterstützung beim Netzausbau nutzen. Auch die E-Ladestationen werden weiter ausgebaut.“
Stadtwerke-Vorstand Dipl.-Ing. Erwin Smole
Weitere Informationen finden Sie auch in den Bereichen Klima & Umwelt bzw. EU-Mission "100 Climate-Neutral and Smart Cities”