Holocaust-Matinée: "Das Grauenhafte bedenken"
Sie gehen heute noch immer tief unter die Haut: Die Gedanken an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Gedanken an die unfassbaren Gräueltaten, die sich einst in den Konzentrationslagern abgespielt haben – der nationalsozialistische Völkermord an den europäischen Juden während des Zweiten Weltkrieges. Seit 2013 ist es in Klagenfurt Tradition, um den Internationalen Holocaust-Gedenktag eine Matinée mit Zeitzeugen und der jungen Generation zu gestalten, die ein „Erinnern für die Zukunft“ bewirkt.
„Erinnern für die Zukunft“ lautet auch der Titel der begleitenden Ausstellung der WI’MO von einer Gedenkreise nach Auschwitz und Mauthausen, mit der die Matinée bildlich umrahmt wurde.
Am 27. Jänner jährte sich heuer zum 78. Mal die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. Die Spuren von Auschwitz reichen in die ganze Welt, auch bis nach Kärnten. Durch Opfer, aber auch jene, die das System unterstützt haben. Umso wichtiger, die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Die Landeshauptstadt Klagenfurt setzt daher mit zahlreichen Initiativen deutliche Zeichen wider das Vergessen.
„Es gehört zu den wichtigen Aufgaben einer Stadt, sich der Vergangenheit offen zu stellen und ein klares Zeichen gegen Rassismus und Völkermord zu setzen. Gerade in Zeiten wie diesen, wo es überall auf der Welt an vielen Ecken brodelt, wo in der Ukraine seit einem Jahr Krieg herrscht. Niemals darf vergessen werden, wozu der Mensch in dunkelsten Stunden fähig ist. Es ist wichtig, dies den Kindern mitzugeben, damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Klagenfurt ist in den vergangenen Jahren den Weg der Erinnerungskultur konsequent gegangen. Mir persönlich ist es ein Herzensanliegen, vor allem der Jugend die Geschehnisse in der NS Zeit, einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte, näher zu bringen. Die junge Generation soll wissen, was es bedeutet hat, für seine Herkunft, Hautfarbe oder Religion verfolgt und ermordet zu werden und verstehen, dass so etwas nie wieder passieren darf. Wir setzen diese Zeichen aus Gründen der Humanität und des Miteinanders, aus Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und aus Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer."
Bürgermeister Christian Scheider
Die Gedenkrede des aus gesundheitlichen Gründen verhinderten Schriftstellers und Künstlers Peter Paul Wiplinger mit dem Titel „Das Grauenhafte bedenken“ las in dessen Vertretung der Schauspieler und künstlerische Leiter des Klagenfurter Ensembles, Mag. Gerhard Lehner. Prof. Dr. Peter Gstettner, Vorsitzender des Gedenk- und Erinnerungsbeirates der Stadt Klagenfurt, erzählte über seine persönliche Verbindung zu Wiplinger und den Erfahrungsaustausch mit ihm und unterstrich einmal mehr die Bedeutung des Erinnerns für die Zukunft: „Auch wenn es immer wieder Rufe gibt, einen Schlussstrich unter das Kapitel zu ziehen: Der Holocaust muss weiterhin Schlüsselthema in der Bildungsarbeit bleiben“.
Einen bewegenden Beitrag zur Matinée leisteten Schülerinnen und Schüler der WI’MO Klagenfurt, die sich in unterschiedlichsten Schulprojekten an Gedenk- und Erinnerungskultur beteiligen und für dieses Engagement im vergangenen Dezember mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet wurden. Sie lasen selbst verfasste Essays, „Erinnerungsbotschaften“, die nach den Gedenkfahrten nach Auschwitz und Mauthausen und Stolperstein-Führungen durch Klagenfurt entstanden sind.
Moderiert wurde die Matinée mit profunder Kenntnis und großem Feingefühl von Dr. Nadja Danglmaier vom Verein „Memorial Kärnten Koroska“, musikalisch umrahmt vom Duo „FinePulse“.