Neophyten in Klagenfurt

Neophyten sind Pflanzen, die ab dem 15. Jahrhundert absichtlich oder unabsichtlich nach Europa eingeschleppt wurden. In den meisten Fällen können sich diese eingeschleppten Arten unter den angetroffenen ökologischen Bedingungen nicht etablieren. Manchen gelingt es sich anzupassen, manche finden bessere ökologische Bedingungen vor und vermehren sich massiv. Im Wesentlichen fand dieser Prozess im Laufe der Erdgeschichte schon immer statt. Mobilität und Transporttätigkeit des Menschen überwinden aber bisherige Ausbreitungsbarrieren und beschleunigen den Verbreitungsprozess.

Von 100 eingeschleppten Arten gelingt es ca. 10 Arten sich zu etablieren, eine davon wird invasiv und damit problematisch. Einerseits werden bestehende (darunter auch naturschutzfachlich wertvolle) Vegetationsgesellschaften beeinträchtigt und verdrängt. Andererseits können mit dem Auftreten bestimmter Arten auch erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen einhergehen.


Diese Neophytenarten sind in Klagenfurt problematisch:

Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)

Herkunft und Ausbreitung: Kommt aus Fernost (Japan, China, Halbinsel Sachalin). Um 1830 nach Europa importiert als Zierpflanze zur Gartengestaltung und Viehfutter, später auch als Wildfutter- und Deckungspflanze für jagdliche Zwecke ausgebracht und als von der Imkerei für eine späte Tracht

Problematik: Naturschutzfachlich problematisch, weil es innerhalb weniger Jahre durch die Licht- und Nährstoffkonkurrenz zu einer massive Verdrängung von standorttypischer Pflanzenarten kommt. Problematisch im Wasserbau, weil massive Schäden an Schutzbauwerken und Gebäuden auftreten können (dringt auch in Steinmauern und Blockwürfe ein), Erosionsgefahr an ungeschützten Böschungen durch Absterben der Pflanzen im Winter und fehlende Feinwurzeln.

Verbreitung: Die Knöterichbestände sind weit verbreitet. Die Verbringung erfolgt hauptsächlich über kontaminiertes Erdmaterial (Stängel- und Wurzelteile) im Zuge von Baumaßnahmen oder über wilde Grünschnittdeponien in der freien Landschaft bzw. im Wald. Auch Verbreitung mit Hochwässern und durch reife Samen kommt vor. Die Stadt bearbeitet vor allem Flächen in Schutzgebieten, mit dem Ziel, naturschutzfachlich wertvolle Biotoptypen zu erhalten (im und rund um das Europaschutzgebiet Lendspitz-Maiernigg und einige andere ausgesuchte Standorte).

Bekämpfung: Dabei werden die Pflanzen mitsamt den Rhizomen ausgegraben und über den Restmüll entsorgt. Die Bearbeitung folgt in mehreren Durchgängen/Jahr, mittlerweile sind einige der bearbeiteten Bestände schon so schütter, dass eingesät und zu einem Mahdmanagement übergegangen werden kann.

Bekämpfung generell: Präventivmaßnahmen haben Vorrang!

  • Ab einer Pflanzenhöhe von ca. 40 cm regelmäßige Mahd (mindestens 6 – 8 x/Jahr über einen längeren Zeitraum) der oberirdischen Teile. Entfernung des Mähgutes – Gefahr eines Neuaustriebes!
  • Ausgraben der Rhizome (möglichst tief ).
  • Einbringen von Konkurrenzpflanzen (Weiden, Schilf und Spreitlagen).
  • Beweidung ist möglich

Regelmäßige Kontrolle der Bestände und Reinigung der Arbeitsgeräte und Fahrzeuge (Verschleppungsgefahr) sind wesentlich!


Himalaya Springkraut (Impatiens glandulifera)

Herkunft und Ausbreitung: Gelangt Anfang des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze nach England und von dort nach Europa. Die Art wurde ebenfalls von der Imkerei als späte Trachtpflanze angesalbt. Ihre Verbreitung erfolgt über Samen, die im Nahbereich bis zu 7 m weit geschleudert werden, sonst auch über Wasser und Vögel. Liebt nährstoffreiche, feuchte bis nasse Standorte und blüht von Mitte Juni bis zum Frost.

Problematik: Naturschutzfachlich problematisch, weil es zu erhebliche Verdrängung der einheimischen standorttypischen Pflanzenarten kommt. Ebenso  problematisch für den Wasserbau wegen der erhöhten Erosionsgefahr an ungeschützten Böschungen aufgrund der fehlende Durchwurzelung und Absterben der Pflanzen im Herbst.

Verbreitung: Das Himalaya-Springkraut ist in Klagenfurt ebenfalls häufig zu finden, und wird im Rahmen des Schutzgebietsmanagements im Europaschutzgebiet Lendspitz-Maiernigg in Form von  Rupf-Zupf Einsätzen oder Mahd vor der Blüte bearbeitet. Wichtig ist, die Samenausbreitung zu unterbinden. Entsorgung über den Restmüll.

Bekämpfung: Generell - immer am Oberlauf eines Fließgewässers beginnen!

  • Ausreißen (kleine Bestände, Einzelpflanzen) kurz vor Blühbeginn. Entfernung des anfallenden Materials, anschließend Trocknung auf einer Unterlage (kein Bodenkontakt!).
  • Tiefe Mahd (vor Blühbeginn) unterhalb des ersten Knotens, 1 – 2 Mal pro Jahr! Entfernung des anfallenden Materials, anschließend Trocknung auf einer Unterlage (kein Bodenkontakt!).
  • Kontrolle und Nachbehandlungen in den Folgejahren.
  • Beweidung mit Schafen und Ziegen erzeugen geringere Trittschäden

Kaukasischer Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Herkunft und Ausbreitung: Stammt aus dem Kaukasus und kam ebenfalls als Zierpflanze um 1817 nach England, Weiterverbreitung in Europa vorwiegend seit den 1960er Jahren. Imposante, bis zu 4 Meter hohe Staude mit weißen, schirmförmigen Blütendolden (bis zu 80 cm Durchmesser).

Problematik: Die Art ist aus gesundheitlichen Gründen problematisch, da ihr phototoxisch wirkender Pflanzensaft, in Kombination mit Sonnenlicht (UV-Strahlen) zu starken, verbrennungsähnlichen Ausschlägen mit Blasenbildung führt. Die Pflanze daher keinesfalls direkt berühren, bei Bekämpfungsmaßnahmen unbedingt Schutzkleidung und Schutzbrille tragen!
Therapie/Erstversorgung: betroffene Hautstellen mit Wasser und Seife abspülen und die Sonne für einige Tage meiden, umgehend Arzt aufsuchen! Darüber hinaus ist die Art auch aus naturschutzfachlicher Sicht aufgrund der Bildung von Dominanzbeständen und Verdrängung der heimischen Pflanzengesellschaften problematisch. Für den Wasserbau ergibt sich mit dem Absterben der oberflächigen Pflanzenteile eine zunehmende Erosionsgefahr an ungeschützten Gerinneböschungen.

Verbreitung: Erfolgt durch Samen, die sich an der zwei- bis dreijährigen Pflanze bilden und über Wind und Wasser vertragen werden. Danach stirbt die Pflanze ab. Wird die Pflanze jedoch vor der Fruchtbildung gemäht, kann sie noch über viele Jahre aus der kräftigen Pfahlwurzel austreiben. Sie liebt nährstoffreiche, anthropogen veränderte Standorte (z.B. Uferböschungen, offene Rohböden, Deponien, Schlagfluren). Der Kaukasische Riesen-Bärenklau kommt in Klagenfurt nur vereinzelt vor. Vorkommen können der Berufsfeuerwehr und der Abteilung Klima- und Umweltschutz beim Magistrat gemeldet werden.

Bekämpfung: Generell – Bestände vor der Blüte, Einzelpflanzen umgehend entfernen. Aufgrund der hohen Gefährlichkeit der Pflanze sollte bei der Bekämpfung unbedingt Schutzkleidung und Schutzbrille getragen werden! Für einen eventuell notwendigen Einsatz im Privatgarten am besten einen professionellen Fachbetrieb beauftragen. 

  • Ausgraben von Einzelpflanzen im Frühjahr, wobei der Vegetationskegel des Wurzelstockes mindestens 10 bis 20 cm tief ausgestochen werden muss (Zerstörung der Wurzel durch V-förmigen Spatenstich).
  • Fräsen großer Bestände mindestens 12 cm tief bis spätestens vor der Blüte. Anschließend standorttypische Einsaat, allenfalls Neubepflanzung mit Gehölzen. Danach regelmäßige Mahd.
  • Beweidung: Beweidung durch Schafe, Ziegen, Schottische Hochlandrinder ist möglich, und sollte jeden Falls vor Eintritt der Blühperiode erfolgen. Die Tiere erleiden keinen Schaden.

Regelmäßige Kontrollen!


Beifußblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia)

Herkunft und Ausbreitung: Die Art stammt aus Nordamerika und kam unabsichtlich mit kontaminierten Sämereien (Vogelfutter) oder als Samen im Ballen von Zierpflanzen zu uns. Sie wird nun weiträumig durch Saatgut, Tierfutter mit landwirtschaftlichen Geräten und kontaminiertem Erdreich sowie entlang von Verkehrswegen großräumig in ganz Europa verschleppt. Die Pflanze ist einjährig, bis zu 3 m hoch mit stark zerteilten Blättern und hat traubenförmige Blütenstände mit winzigen gelbgrünen Blüten. Sie bildet mehrere Tausend Samen, die lange keimfähig bleiben.

Problematik: Die Pflanze ist vor allem aus gesundheitlicher Sicht problematisch, da ihre Pollen bis in den November hinein bei vielen Menschen starke allergische Reaktionen bis hin zu Asthma und Hautirritationen auslösen können. Für den Naturschutz verursacht die Art eine erhebliche Veränderung der heimischen Ruderalflora. Darüber hinaus wird die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Kulturen wird erheblich erschwert.

Verbreitung: Die Ambrosie mag anthropogen gestörte, nährstoffreiche Standorte, Straßenränder, Deponien, Kiesgruben und landwirtschaftliche Kulturen wie Kürbis, Mais, Sonnenblume, u.a. In Klagenfurt finden sich kleine Bestände mitunter in Privatgärten unter Vogelfütterungen und  Futterhäuschen (Ambrosiasamen im Vogelfutter), die man leicht selbst mit der Hand entfernen kann. Einige Bestände, die sich immer wieder entlang der Hauptverkehrsrouten finden, werden durch regelmäßige und zeitlich abgestimmte Mahd der Straßenränder bearbeitet. Bezüglich der Bearbeitung von Standorten in landwirtschaftlichen Kulturen kann man sich von der Landwirtschaftskammer beraten lassen.

Bekämpfung: Generell -sicherheitshalber Handschuhe und Atemmaske tragen!

  • Ausreißen (mit Wurzel vor der Blüte).
  • Tiefes Mähen: zur Verhinderung der Pollen- und Samenproduktion. Ein 1. Schnitt Ende Juli, weitere Schnitte im Abstand von drei bis vier Wochen. Dadurch wird auch die weitere Verschleppung von reifen oder nachreifenden Samen verhindert. Wenn zu spät geschnitten wird, dann muss das Schnittgut über den Restmüll thermisch vernichtet werden.

Regelmäßige Kontrolle der Bestände und Reinigung der Arbeitsgeräte und Fahrzeuge (Verschleppungsgefahr) sind wesentlich, ebenso die Vermeidung offener Böden!


Worauf Gartenbesitzer achten sollen

  • Bitte werfen Sie keinen Strauchschnitt, Grasschnitt, andere Grünabfälle oder sonstige Abfälle in die freie Natur! Das ist aus gutem Grund verboten, weil es die Verbreitung von invasiven Pflanzen begünstigt und deren Bekämpfung erschwert.
  • Bioabfälle sind über die Biotonne regulär zu entsorgen, man kann sie auch selbst kompostieren.
  • Kaufen und setzen Sie keine Neophyten im Hausgarten (wie zB Schmetterlingsfieder, Bambus oder Goldrute), sondern vorzugsweise einheimische Pflanzen. Diese sind oft nicht nur wunderschön, sondern bieten auch vielen Insekten und Vögeln wertvolle Nahrung und Schutz.