Klagenfurt wird niemals vergessen

Sie gehen heute noch tief unter die Haut: Die Gedanken an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Gedanken an die unfassbaren Gräueltaten, die sich einst in den Konzentrationslagern abgespielt haben. Am internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust möchte die Stadt Klagenfurt einmal mehr darauf aufmerksam machen, dass wir niemals vergessen.

Die "Stolpersteine" erinnern an die Schicksale von jüdischen Menschen, die in Klagenfurt gelebt haben.

Es ist eine Tatsache, die gerade am heutigen Gedenktag nicht vergessen werden darf: Durch die in der Nazi-Zeit errichteten Außenlager des KZ-Mauthausen war auch Klagenfurt historisch belastet. Nicht nur deshalb gibt es in der Landeshauptstadt eine sehr aktive Erinnerungs- und Gedenkkultur.

„Es gehört zu den wichtigen Aufgaben einer Stadt, sich der Vergangenheit offen zu stellen. Gerade in Zeiten wie diesen, wo es viele Auseinandersetzungen gibt. Niemals darf vergessen werden, zu was der Mensch in dunkelsten Stunden fähig ist. Es ist wichtig, dies den Kindern mitzugeben, damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät“, so Bürgermeister Christian Scheider.

In Klagenfurt gibt es eine ganze Reihe an Initiativen gegen das Vergessen – auch in Zeiten der Pandemie. Die sogenannten „Stolpersteine“ erinnern in der Landeshauptstadt an die Opfer des grauenhaften Nazi-Regimes. An jene Menschen, die in Klagenfurt als Mitbürger und Mitbürgerinnen gelebt haben, ehe sie gedemütigt, vertrieben, gequält und in den Vernichtungslagern ermordet wurden.

Diese Erinnerungssteine wurden vor den Gehsteigen der letzten Wohnorte der Opfer verlegt. Auf Messingplatten kann man persönliche Informationen über die Opfer nachlesen. Das war und ist der Stadt ein Anliegen. Die Namen und Schicksale dieser Menschen sollen sichtbar gemacht werden. Regelmäßig werden vom Klagenfurter Stadttürmer Horst Ragusch auch Führungen zu den „Stolpersteinen“ abgehalten.

Vor der Pandemie gab es außerdem eine Reihe an Gedenkveranstaltungen, wie den „Holocaust – Memorial Day“ mit bekannten Zeitzeugen sowie die Reisen zu den Partnerstädten nach Dachau oder der polnischen Stadt Rzeszow. Von dort fuhr man gemeinsam zur Auschwitz-Gedenkstätte nach Krakau.

Unvergessen ist auch der Besuch von Marko M. Feingold im Jahr 2013. Der frühere Präsident der Israelitischen Kulturgemeinde Salzburg hatte einst vier Konzentrationslager überlebt. Bei seiner Buchpräsentation in Klagenfurt zeigte er sich damals sehr bewegt über das Engagement der Landeshauptstadt in der Erinnerungskultur. Marko M. Feingold ist 2019 im Alter von 106 Jahren verstorben, sein Besuch und seine Worte bleiben uns aber in schöner Erinnerung. 

Bürgermeister Scheider hat sich zudem bereits in Auschwitz in einem Erinnerungsbuch eingetragen: „Dieser Ort ist jener, an dem das Grauen ein Gesicht bekam und sich die Pforten der Hölle öffneten. Wo Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion und sozialen Umfeld von ihren Mördern gepeinigt und millionenfach getötet wurden. Geschehenes kann nicht mehr rückgängig gemacht, Vergangenes nicht mehr geändert werden. Es liegt aber in unser aller Verantwortung, menschliche Gräuel wie hier in Form von organisiertem industrialisiertem und planmäßigem Völkermord nie wieder zuzulassen." 

Er hoffe daher, dass es bald wieder möglich sei, Gedenkveranstaltungen mit den Partnerstädten abzuhalten, so Scheider. „Ich möchte mich umso mehr bei all jenen Menschen bedanken, die hier stets Haltung zeigen und sich für dieses Thema bei jeder Gelegenheit einsetzen. Auch wir werden es weiterhin tun.“

Scheider erinnert in dem Zusammenhang an das große Engagement der viel zu früh verstorbenen Klagenfurter Gemeinderätin Sieglinde Trannacher.